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Interessantes zum Judentum aus erster Hand

Großes Interesse zeigt der Blick in die große ZuhörerInnenschar im Festsaal

Dr. Markus Himmelbauer im Gespräch mit Schlomo Hofmeister

bot mit dem Besuch des Wiener Gemeinderabbiners Schlomo Hofmeister der diesjährige Abend zum Tag des Judentums

Bei der diözesanen Feier „Tag des Judentums“ im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt, betonte Axel Isenbart, Generalsekretär der Katholischen Aktion: „Es soll bei aller Trennung der christlichen Kirchen deutlich gemacht werden, dass diese ihre Verwurzelung im Judentum haben.“ Um das Judentum besser kennenzulernen, luden die Veranstalter Rabbiner Schlomo Hofmeister ein, der erzählte, „was Christen vom Judentum wissen sollten“. Schon die Konzilsschrift Nostra Aetate habe dazu aufgerufen, mehr über das Judentum in Erfahrung zu bringen.

Das Judentum sei die älteste Religion Europas, in seinen 3000 Jahren habe es nie Revolutionen oder Umbrüche gegeben, sondern nur Weiterentwicklungen, so Hofmeister. Eigentlicher Gottesdienst für Juden sei es, sich mit den 613 Ge- und Verboten der Tora zu beschäftigen, die 10 Gebote seien dabei die Titelüberschriften. Es gelte dabei, die rituellen und zwischenmenschlichen Gebote in Einklang zu bringen. Trotz der Vielfalt innerhalb des Judentums gebe es in den Bereichen Rechtsauslegung und Gebet keine großen Unterschiede, Differenzen seien eher äußerlich und etwa am Gewand zu sehen. Es gebe also im Judentum eine Einheit, aber auch Untergliederungen. Viele Juden würden heute säkular leben, der überwiegende Teil würde aber an Gott glauben – unter Israels Juden seien dies 98 Prozent.

Zum jüdisch-christlichen Dialog meinte Hofmeister, dass sich Jesus nicht als Brücke zwischen Judentum und Christentum eignen würde. Jesus komme nur in der christlichen oder in römischer Literatur vor, in jüdischen Schriften der ersten vier Jahrhunderte dagegen nicht. Man habe nichts gegen ihn, das Judentum kenne ihn (nur)einfach nicht. Es sei eben ein gewisser Konflikt wie wir heute über Jesus reden und wie Christen vor 2000 Jahr über ihn sprachen.

Jesus nicht ohne Judentum denken

Wer über Jesus spricht, müsse auch über Jesus als Juden reden und den Kontext, in dem er stand, so Josef Pichler, Neutestamentler an der Philosophisch-theologischen Hochschule St. Pölten. Der Experte zeigte die Vielfalt jüdischer Strömungen zur Zeit Jesu auf. Die Jesus-Bewegung sei eine von vielen Richtungen gewesen, die versucht hätten, die Vorschriften der Tora zu diskutieren und zu leben. Jesus habe sein Wirken als Wirken Gottes an seinem Volk verstanden. Der soziale Zusammenhang in dem Jesus stand, würde heute viel stärker als früher wahrgenommen werden. Es sei unjesuanisch, Jesus ohne das Judentum zu denken, Antisemitismus und Christentum seien völlig unvereinbar.

Veranstalter waren das Institut Fortbildung Religion der KPH Krems, der Katholische AkademikerInnenverband, das Diözesankomitee Weltreligionen, das Katholische Bildungswerk, das Bildungshaus St. Hippolyt und die Philosophisch-Theologische Hochschule.

 

[text und fotos: Wolfgang Zarl, Diözesanes Pressreferat]

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