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Lieblingsheilige im Bildungshaus

Abschlussrunde am Podium

Gespräch über Heilige in Christentum, Islam und Buddhismus

„Lieblingsheilige“ im Hippolythaus

Gespräch über Heilige in Christentum, Islam und Buddhismus

 

„Mein Leben beginnt jeden Morgen neu und endet jeden Abend“. Diese Worte von Edith Stein haben Weihbischof Anton Leichtfried so bewegt, dass er sie aus den vielen Heiligen, die die katholische Kirche kennt, zu einer seiner Lieblingsheiligen erwählt hat. So der Weihbischof am Freitag, dem 16. November im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten über die „Lieblingsheiligen“. Neben Dr. Anton Leichtfried sprachen der evangelische Bischof Dr. Michael Bünker, die Muslimin Mag. Zeynep Elibol und die Buddhistin Ursula Lyon über ihre speziellen „Lieblingsheiligen“. Die Ausführungen wurden musikalische von Florian Neulinger am Klavier begleitet.

Ein Bericht über den Abend von Sandra Szabo wird am Sonntag, dem 2. Dezember in der Erfüllten Zeit zwischen 7 und 8 Uhr auf Ö1 gesendet.

Spiritualität und Glaube

Es sei die große Spiritualität, durch die Edith Stein viele Fragen ihres Lebens bewältigt hat, sagte Leichtfried über seine Heilige. Als Jüdin geboren, habe sie trotz vieler Hindernisse ihre Studien betrieben und sei zum katholischen Glauben gewechselt. Für Edith Stein, mit Ordensnamen „Terese Benedicta vom Kreuz“, war es Berufung, in allen Situationen des Lebens vor Gott zu stehen, sei es als junge Frau, als Lehrerin, als Karmelitin und schließlich, als sie ihre Vergangenheit als Jüdin wieder einholte und sie 1942 vom damaligen Hitlerregime nach Auschwitz deportiert und hingerichtet wurde.

 

Vorbilder im Leben

Auch wenn die evangelische Kirche keine Heiligenverehrung kennt, gebe es bestimmte Menschen, Vorbilder, denen man gedenkt. Darauf verwies Bischof Michael Bünker in seinen Ausführungen und nannte Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King als Menschen, die weithin als „heilige“ angesehen werden. Seine Lieblingsheiligen aber seien ganz normale Menschen gewesen, sagte er. So Mary Holzhauser, deren Mut vielen Juden beim „Todesmarsch“ 1945 auf dem Weg nach Mauthausen geholfen habe, als sie am Wegrand trotz massiver Bedrohung und Behinderung an die Gefangenen Brot verteilte. Oder auch jener Bauer aus seiner Kärntner Heimat, der in seiner Brotlade immer auch die Bibel liegen hatte. „Er hat sich durch die Worte der Bibel prägen lassen wie durch das tägliche Brot“, sagte Bünker. Zur Heiligkeit brauche es keine Wunder; hätten sich doch schon die ersten Christen als „Heilige“, als „Menschen, die sich geheiligt empfunden haben“, bezeichnet.

 

Freunde Gottes

Wenn auch der Islam keine „Heiligen“ im Sinne der katholischen Kirche kennt, so kommen doch die Begriffe „Freunde Gottes“ dem sehr nahe. Es seien jene Menschen, die mehr als nur ihre Pflichten erfüllen. Für Zeynep Elibol, Leiterin der islamischen Fachschule für soziale Bildung, war Rabia aus Basra, die am Beginn des 9. Jahrhunderts gelebt hat, eine besondere „Lieblingsheilige“. Als Waise und später Sklavin habe sie eine besondere Mystik und Nähe zu Gott entwickelt, die in ihrer bedingungslosen Liebe zu Gott und den Menschen zum Ausdruck kam. Nicht aus Angst vor der Hölle, sondern allein Gott zu lieben, sei ihr Ziel gewesen. Viele Legenden haben sich um ihr Leben gerankt, schilderte Elibol.

 

Heilsam leben

Buddha habe einen Weg gewiesen, dem Leid und der Unbefriedigtheit der Menschen auf der Welt zu begegnen, wies die Buddhistin Ursula Lyon hin. Er habe dazu den „achtfältigen Pfad“ gewiesen. Immer wieder gibt es auch Menschen, „Bodhisattvas“ oder „erleuchtete Wesen“, die heilsam denken, reden und tun und so den Menschen helfen, den rechten und „heilsamen Weg“ zu gehen. Jeder könne ein „Bodhisattva“ werden, ein „Heiliger“, der selbst ein heilsames Leben führt und anderen dabei hilft. Lyon rief auf, jeder soll genau so in seiner Religion das suchen, was heilsam ist und ihn im Leben stützt.

(Text: Hans Pflügl, Foto: fm)

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